Bei den Chorschrankenmalereien handelt es sich um einen der größten und sicher um den anspruchsvollsten Wandmalereizyklus des frühen 14. Jahrhunderts in Deutschland.
Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk
Die Legende der Heiligen Drei Könige, deren Gebeine 1164 durch Erzbischof Rainald von Dassel in den Besitz des Kölner Domes gelangten, ist Thema der Malereien auf der mittleren Schranke der Südseite. Die beiden ersten Szenen illustrieren mit der Sternvision und der Anbetung der Könige zwei in der Bibel überlieferte Ereignisse. Die anschließend dargestellte Bischofsweihe der Könige durch den Apostel Thomas und ihre Grablegung werden hingegen in der vor 1340 entstandenen Kölner Dreikönigenlegende geschildert. Die letzten drei Szenen zeigen schließlich die verschiedenen Stationen der Dreikönigsreliquien auf ihrem langen Weg über Konstantinopel und Mailand nach Köln.
Dr. Klaus Hardering, Kunsthistoriker
Detailansichten
Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk
Die Heiligen drei Könige sehen den Stern, Anbetung der Heiligen Drei Könige

Die beiden ersten Szenen der Dreikönigenschranke zeigen bekannte Szenen. Auf dem ersten Bild sieht man die biblischen Magier als Könige, die am sogenannten Siegberg den Stern entdecken, dem sie schließlich bis zur Krippe in Bethlehem folgen. Die zweite Szene zeigt die Anbetung der Könige. Über dem auf dem Schoß der Gottesmutter Maria Christuskind ist der Stern stehen geblieben, dem die Könige in Verehrung ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe darbringen. Während das Gold für die Würde des Königs steht, wurde der Weihrauch symbolisch auf die göttliche Natur Christi bezogen, die Myrrhe auf das Grab und damit auf seine Erlösungstat am Kreuz.
Matthias Deml, Kunsthistoriker

Das Evangelium nach Matthäus 2, 1-12
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte, Foto: Matz und Schenk
Die Heiligen Drei Könige werden zu Bischöfen geweiht, Tod der Heiligen Drei Könige

Weniger bekannt als die beiden ersten dargestellten Szenen sind die folgenden Darstellungen der Dreikönigenschranke. Sie zeigen legendäre Berichte, wie sie etwa von Johannes von Hildesheim niedergeschrieben wurden und wie sie sich im Mittelalter großer Beliebtheit erfreuten. Die eine Szene zeigt den Apostel Thomas, der die Heiligen Drei Könige auf seinem Weg nach Indien noch lebend antraf, taufte und zu Bischöfen weihte. Das benachbarte Bildfeld zeigt den Tod der Heiligen. Der Legende nach starben die Könige kurz hintereinander: Zunächst war Melchior am Oktavtag nach Weihnachten gestorben und bestattet worden. Als Balthasar kurz darauf am 6. Januar gestorben war und in demselben Grab bestattet werden sollte, rutschte der vorverstorbene zur Seite und machte seinem Gefährten Platz. Als schließlich aus Kaspar am 11. Januar gestorben war, sollen, so die Legende, beide Könige auseinandergerutscht sein und ihrem Mitkönig in ihrer Mitte Platz gemacht haben.
Matthias Deml, Kunsthistoriker

Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk
Translation der Heiligen Drei Könige nach Konstantinopel, Mailand und Köln

Entsprechend der großen Bedeutung der Dreikönigsreliquien wird ihrer Übertragung nach Köln in den Malereien der Dreikönigenschranke viel Platz eingeräumt. Die linke Szene zeigt mit großem Gefolge Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, die der Legende nach die Gebeine der Könige fand und nach Konstantinopel brachte. Bischof Eustorgio, der in der mittleren Szene neben dem Schrein zu sehen ist, holte die Gebeine nach Mailand, von wo aus sie später nach Köln gelangten. Neben einer überraschend realistischen Darstellung des Kölner Dreikönigenschreines ist in der rechten Szene Erzbischof Rainald von Dassel zu sehen, der die Gebeine 1164 in den Dom überführte.
Dr. Klaus Hardering, Kunsthistoriker

Die Dreikönigsreliquien kommen nach Köln
Als 1161 Kaiser Barbarossa die Stadt Mailand belagerte, war ihm der aufrechte und tapfere Bürgermeister, der den Widerstand leitete, ein besonderer Dorn im Auge. Der Kaiser schwor ihn hängen zu lassen sobald die Stadt gestürmt sei. Währenddessen brachte Graf Rainald von Dassel, damaliger Erzbischof von Köln und Kanzler des Kaisers, durch List in Erfahrung, daß ein Mailänder Nonnenkloster die Gebeine der Heiligen Drei Könige beherbergte. Die Äbtissin dieses Klosters aber war die Schwester des Bürgermeisters. Sie trat in geheime Verhandlungen mit Rainald um ihren Bruder vor dem Zorn des Kaisers zu schützen und bot an, das Leben des Bürgermeisters gegen die Reliquien zu tauschen. So erbat sich Rainald nach Erstürmung der Stadt als Lohn von seinem Kaiser nur das, was die Äbtissin auf ihren Schultern aus der Stadt tragen könne. Der ahnungslose Kaiser willigte, ob der geringen Forderung erstaunt, ein. Wie zornig war er aber, als er gewahren mußte, wie die Äbtissin ihren Bruder auf dem Rücken aus der Stadt schleppte. Rainald aber ließ heimlich seinen eigentlichen Lohn, die Gebeine der Heiligen Drei Könige, nach Köln in den Dom schaffen, wo sie noch heute besichtigt werden können.
 

Die Heiligen drei Könige sehen den Stern, Anbetung der Heiligen Drei Könige
Die Heiligen Drei Könige werden zu Bischöfen geweiht, Tod der Heiligen Drei Könige
Translation der Heiligen Drei Könige nach Konstantinopel, Mailand und Köln