Das monumentale Holzkreuz wurde von Erzbischof Gero (976) gestiftet.
Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: J. Rumbach

Das monumentale Holzkreuz wurde von Erzbischof Gero (976) gestiftet. Es stand im Alten Dom inmitten der Kirche beim Grabe Geros. Im neuen Dom wurde es um 1270 über dem Altar der Stephanuskapelle aufgestellt und um 1350 an die heutige Stelle an der Ostwand der Kreuzkapelle versetzt. Neben der Mailänder Madonna in der Marienkapelle war es im gotischen Dom das zweite bedeutende Gnadenbild. Der Kruzifixus und der Kreuzbalken sind original, die Strahlensonne hinter dem Kreuz und der Marmoraltar entstanden erst 1683 als Stiftung des Domherrn Heinrich Mering.

Trotz der entstellenden Farbfassung von 1904 ist auch heute noch die ungewöhnlich naturalistische und ausdrucksstarke Darstellung des Leidens Christi spürbar. Das Gero-Kreuz ist in vielfacher Hinsicht ein Gründungswerk. Es ist nicht nur die erste erhaltene Monumentalskulptur nach der Antike, sondern auch die früheste Wiedergabe des toten Christus am Kreuz in monumentalem Maßstab. Die hohe künstlerische und handwerkliche Qualität ist bei einem solchen Erstlingswerk kaum erklärbar. Der Bildhauer hat sich sicher an Bildwerken der römischen Antike geschult, die im 10. Jahrhundert in Köln noch vorhanden waren. Aber auch die antikisch geprägte Kunst vom Hofe Karls des Großen hat ihn beeinflusst.
Dr. Rolf Lauer, Kunsthistoriker

Erzbischof Gero
Erzbischof Gero war Sohn des Lausitzer Markgrafen Christian. Er spielte eine bedeutende Rolle als Reichskanzler. 971 brachte er die Prinzessin Theophanu als Braut für Otto II. von Byzanz nach Rom. Erzbischof Gero stiftete das Gerokreuz im Kölner Dom.

Ruhestätte: Kölner Dom, Stephanuskapelle, Hochgrab
 

Bischöfe und Erzbischöfe von Köln
Detailansichten
Hohe Domkirche zu Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk
Oberkörper

Das Haupt Christi ist auf die Brust gesunken, die Augen sind geschlossen. Obwohl die heutige Farbfassung des Kreuzes 1904 durch W. Batzem erneuert wurde und dadurch viele Details verdeckt sind, ergab eine Röntgenuntersuchung, dass unter späteren Farbschichten die Erstfassung des 10. Jahrhunderts noch erhalten ist, und dass auch im Originalzustand die Augen geschlossen dargestellt sind. Christus ist also nicht als Sieger über den Tod, wie bei fast allen früheren Kruzifixbildern, wiedergeben, sondern in seiner tiefsten Erniedrigung. Möglicherweise ist dies in einem Wandel der Theologie begründet, die im späten 10. Jahrhundert den Erlösungstod Christi zum Zentrum der Glaubenslehre machte.
Dr. Rolf Lauer, Kunsthistoriker