Domstein-Mission X-DBA-00408: Andrés Galeanos künstlerische Auseinandersetzung mit dem Kölner Dombauarchiv

Die Ausstellung ist vom 17. Mai bis zum 15. Juni 2025 im Dreikönigensaal des Kölner Domes im Rahmen des Photoszene-Festivals 2025 zu sehen.

15.05.2025


Andrés Galeanos „Domstein-Mission X-DBA-00408“ folgt einem Stein vom Kölner Dom, der 2014 mit dem ESA-Astronauten Alexander Gerst zur ISS flog und heute im Dombauarchiv aufbewahrt wird. 

Im Rahmen des Programms Artist Meets Archive der Internationalen Photoszene Köln besuchte Galeano im Sommer 2024 das Kölner Dombauarchiv. Während seiner Residenz weckte der Stein das besondere Interesse des Künstlers, den er daraufhin eingehend untersuchte. Er rekonstruierte die „Lebensgeschichte“ des Steinfragments – von seiner Herkunft aus dem Strebewerk der Kathedrale über die Reise ins All bis zur Archivierung unter der Inventarnummer X-DBA-00408. Galeano dokumentierte den Stein fotografisch, zeichnerisch und digital und sammelte historische Archivbilder sowie Dokumente zu seiner Reise. Ebenso porträtierte der Künstler die Personen, die mit dem Stein in Kontakt kamen, als Teil seiner Bestandsaufnahme. Bei seinen Untersuchungen entdeckte er, dass der Stein noch immer leicht schweben konnte.
Galeanos künstlerische Mission bewegt sich durch verschiedene materielle und visuelle Dimensionen, in denen sich die Welten der Raumfahrt, des Archivs und der Domkirche verschränken. Dabei scheinen sich die Grenzen zwischen Konsumartikel, Kunstwerk und Sakralem aufzulösen und es stellt sich die Frage: Was verleiht einem Objekt seinen Wert und seine Bedeutung? Warum wird es als besonders empfunden?
Bei der Ausstellung im Dreikönigensaal treffen die zahlreichen Elemente in einem Bildatlas auf dem Boden aufeinander. Scheinbar schwerelos umkreist dieser einen eigens angefertigten „Raumanzug“, durch den der Künstler in die Rolle des Astronauten schlüpft. 
Domstein-Mission X-DBA-00408 möchte nicht nur die Geschichte des kleinen Steins nacherzählen, sondern auch den von Alexander Gerst formulierten Wunsch aufleben lassen, diesen wieder in den Dom einzubauen. Nicht zuletzt lädt die Ausstellung dazu ein, die Welt aus der Sicht eines Steins zu betrachten: In Anlehnung an Gersts Blue-Dot-Mission 2014 zur ISS, die auf die Zerbrechlichkeit unseres Planeten aufmerksam machte, verweist auch X-DBA-00408 auf die Fragilität des Kölner Domes.

Die galaktische Geschichte des Domsteins X-DBA-00408

Das Steinfragment X-DBA-00408 aus Schlaitdorfer Sandstein (Baden-Württemberg, Landkreis Esslingen) stammt aus dem zwischen 1860 und 1863 errichteten Strebewerk auf der Südseite des Domes. Es befand sich im Bereich des Strebepfeilers H08 im Winkel zwischen Quer- und Langhaus. 
2012 wurde es im Rahmen der Restaurierung des Pfeilers zusammen mit weiterem losen und abgefallenen Gestein abgenommen. 
Im Herbst 2013 wandte sich die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Köln, Inge Schürmann, mit der Bitte um Überlassung von zwei möglichst kleinen Domsteinen an den damaligen Leiter des Dombauarchivs, Klaus Hardering. Der Grund der Anfrage blieb zunächst geheim. Zusammen mit dem Hüttenmeister Uwe Schäfer, wählte er zwei Steinfragmente aus.
Am 18. November 2013 wurden die Steine von Kölns damaligen Oberbürgermeister Jürgen Roters im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln-Porz-Wahn an Alexander Gerst übergeben. Einer der Steine sollte ihn als ein „Stück Heimat“ bei seiner ISS-Mission Blue Dot begleiten.
Am 28. Mai 2014 startete die Blue-Dot-Mission zur Internationalen Raumstation ISS und damit die Reise des Domsteins in den Weltraum. Er war 165 Tage, acht Stunden und eine Minute im All und legte dabei 2566 Erdumrundungen und 110 Millionen Kilometer zurück. 
Am 25. März 2015 übergab Alexander Gerst den Stein zurück an Oberbürgermeister Roters und äußerte den Wunsch, dass der Stein wieder einen Platz im Dom finden möge: „Wenn es möglich ist“, so Gerst, „dann wäre es mein persönlicher großer Wunsch, das geflogene Stück Dom [...] wieder mit eigenen Händen an einer Stelle im Dom einzubauen.“
Am 11. August 2015 übergaben Roters und Gerst den Stein in einer blauen Schachtel an Dompropst Gerd Bachner. Anschließend war der Stein sieben Monate lang in der Kölner Domschatzkammer ausgestellt, bevor er seinen Platz in einer Vitrine im Foyer der Dombauverwaltung fand. Er gehört seither zu den Beständen des Dombauarchivs und trägt inzwischen die Inventarnummer X-DBA-00408. Diese bezeichnet seine Zugehörigkeit zu den weiteren Objekten des Archives (X-DBA) sowie seine Objektnummer (00408). Diese stimmt, nicht ganz zufällig, mit der ungefähren Höhe der Umlaufbahn der ISS um die Erde überein.
Am 21. Juni 2024 besuchte der Künstler Andrés Galeano im Rahmen des Programms Artist Meets Archive der Internationalen Photoszene Köln das Dombauarchiv und war fasziniert von dem Steinfragment. Er bemerkte, dass der Stein seltsamerweise immer noch leicht schweben konnte und begann eine Reihe von Untersuchungen, um dem nachzugehen.

Artist Meets Archive #4 

Archive bergen unzählige Objekte – und ebenso viele Geschichten. Doch welche werden sichtbar, welche bleiben unerzählt? Im Programm Artist Meets Archive der Internationalen Photoszene Köln treffen zum vierten Mal internationale Künstler/innen auf die fotografischen Bestände von Kölner Institutionen. Aus den einzelnen Residenzen des Kooperationsprojekts mit dem Kölnischen Stadtmuseum, dem Museum Ludwig, der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, dem Rautenstrauch-Joest-Museum und dem Kölner Dombauarchiv entstanden fünf Ausstellungsprojekte, die nach verborgenen Geschichten und neuen Erzählungen im Archiv suchen.

Künstlerbuch zur Ausstellung 

Das Künstlerbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Dreikönigensaal des Kölner Domes ist im Kölner Domverlag erschienen. Es ist ab dem 16. Mai 2025 im Domshop, im Buchhandel oder direkt über den Verlag erhältlich. 

Sprache: Deutsch und Englisch
Umfang: 96 Seiten
Ausstattung: 87 Abbildungen, 8-seitiger Umschlag, Broschüre, fadengeheftet
Format: 21 x 28 cm
Auflage: 1. Auflage 2025
Artikel-Nr.: ET-V035
ISBN: 978-3-9827007-2-4
Preis: 22,00 €
Das Künstlerbuch wurde finanziell unterstützt von der Kulturstiftung Kölner Dom.

Souvenirs der Domstein-Mission 

Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher im Kölner Domshop diverse Souvenirs der Domstein-Mission, wie Postkarten, Aufnäher und 3D-Drucke, käuflich erwerben.

Ausstellung 

Die Ausstellung ist vom 17. Mai bis zum 15. Juni 2025 im Dreikönigensaal des Kölner Domes im Rahmen des Photoszene-Festivals 2025 zu sehen. Sie wurde finanziell unterstützt von der Kulturstiftung Kölner Dom und von der Ramon Llull Stiftung.

Ausstellung "Domstein-Mission X-DBA-00408" im Dreikönigensaal

Blick ins Künstlerbuch "Domstein-Mission X-DBA-00408"

Blick ins Künstlerbuch "Domstein-Mission X-DBA-00408"

Blick ins Künstlerbuch "Domstein-Mission X-DBA-00408"


KulturstiftungDombau Verein