Im Binnenchor des Kölner Domes steht mit seinen 104 Sitzen eines der größten erhaltenen mittelalterlichen Chorgestühle.
Hohe Domkirche zu Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk

Im Binnenchor des Kölner Domes steht mit seinen 104 Sitzen eines der größten erhaltenen mittelalterlichen Chorgestühle. Die Unterkonstruktion des Gestühls konnte dendrochronologisch in die Zeit von 1308-1311 datiert werden. Zur Errichtung wurden ca. 29 mittelgroße Eichenstämme verwendet. Die mit dem Gestühl beschäftigten Zimmerleute und Bildhauer gehörten verschiedenen Werkstätten an, die aus Köln (Chorpfeilerfiguren), Lothringen und Paris stammten. Das Gestühl diente nicht nur den 24 Domkapitularen und ihren 27 Vertretern, sondern auch weltlichen und geistlichen Besuchern des Domkapitels als Sitzmöbel. Gesonderte Plätze waren dem Papst und dem deutschen Kaiser vorbehalten.

Die einzelnen Sitze des Chorgestühls, die sogenannten Stallen, werden durch Wangen voneinander getrennt. Die Wangen sind geschmückt mit Knäufen, die abwechselnd aus Blattwerk oder figürlichen Darstellungen bestehen. Klappt man die Sitzflächen der Stallen hoch, so sind die verzierten Miserikordien sichtbar. Diese Konsolen dienten den Geistlichen als Stütze, wenn sie während der Liturgie stehen mußten. Den unteren Abschluß der Stallen bilden mit je zwei verzierten Vierpässen geschmückte Bretter. Abgeschlossen werden die einzelnen Sitzreihen mit Wangen, die durch besonders prächtige Aufsätze auffallen. Eine Rückwand (Dorsale) hat es in Köln nicht gegeben.
Dr. Marc Steinmann, Kunsthistoriker