Altar der Stadtpatrone-Werktagsseite
Schließt man den Altar, so wird die Verkündigung des Engels an Maria sichtbar.
Obwohl auf zwei eigens gerahmte Tafeln verteilt, erscheint die Szene doch als in einem einheitlichen Raum spielend. Der durchgehende, reich gemusterte Goldvorhang, die perspektivisch verkürzte Decke und der ebenso verkürzte Steinfußboden schaffen einen einheitlichen, naturalistisch wirkenden Handlungsraum. Der Gruß des gerade durch die rechte Tür hereingetretenen Engels wirkt völlig wirklichkeitsnah und als spontane Handlung. Andererseits wird die Szene aber durch die zurückhaltende Farbigkeit der Figuren, die Zartheit Mariens und ihren goldenen Nimbus der Zeitlichkeit enthoben.
Dr. Rolf Lauer, Kunsthistoriker
Durch verschiedene künstlerische Mittel hat Lochner die inhaltliche Aussage der Verkündigungsszene noch verstärkt. So erscheint der Kopf Mariens durch die lasierende, fast durchsichtig wirkende Malweise noch jungfräulicher, als dies schon durch die jugendliche Schönheit erreicht wurde. Die Perlen im Haar sind auf der einen Seite altes Symbol für Christus, hier also ein Hinweis auf das Ereignis der Geburt, andererseits erhöhen sie wieder durch ihre greifbare Präsenz die fast unwirkliche Erscheinung Mariens. Gleiches bewirkt der weiß-blau schimmernde Mantel und der leuchtende Goldnimbus.
Dr. Rolf Lauer, Kunsthistoriker