Kölner Domblatt 2025 erschienen

Im Kölner Domverlag ist die 90. Folge des Kölner Domblattes, des Jahrbuchs des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV), erschienen. Wie gewohnt enthält das Domblatt den Dombaubericht von Dombaumeister Dipl.-Ing. Peter Füssenich, die Geschäftsberichte des ZDV sowie eine Übersicht über die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres am Dom. Ergänzt wird dies durch eine Reihe wissenschaftlicher Aufsätze, die in diesem Jahr besondere Akzente setzen: das Dombauarchiv und die Geschichte der Kölner Dombauhütte.

10.12.2025


Die diesjährige Ausgabe des Jahrbuchs ist dem ehemaligen Leiter des Dombauarchivs, Dr. Klaus Hardering, gewidmet, der am 1. Februar 2025 in den Ruhestand getreten ist. „Dr. Klaus Hardering hat das Dombauarchiv über viele Jahre hinweg mit großer Umsicht, wissenschaftlicher Tiefe und außergewöhnlichem Engagement geprägt. Ihm ist daher hochverdient das aktuelle Domblatt gewidmet“, so die Präsidentin des ZDV, Prof. Dr. Barbara Schock-Werner. „Zugleich danke ich allen Mitgliedern des ZDV, die mit ihrem beständigen Einsatz maßgeblich zum Erhalt des Domes beitragen und diese Arbeit erst möglich machen. Und wir freuen uns als ZDV über den gelungenen Wechsel zum ebenso charmanten wie hochkompetenten neuen Archivleiter Dr. phil. des. Matthias Deml.“

Dombaubericht
Wie in jedem Jahr eröffnet der Dombaubericht des Dombaumeisters das Jahrbuch und gibt einen umfassenden Überblick über die Arbeiten der Dombauhütte im vergangenen Jahr. Zu den Schwerpunktbaustellen zählten – wie bereits in den Vorjahren – die Restaurierung des mittelalterlichen Trachytmauerwerks und der Wasserspeier am Chorkapellenkranz sowie die aufwendige Restaurierung des Strebewerks A 8–A 9 an der Westseite des Südquerhauses. Für die Erneuerung der Strebewerksbrücken war es notwendig, eine statische Ersatzmaßnahme in Form einer Abspannung im Dom einzurichten.
Am Michaelsportal wurde die Restaurierung des Wimpergs fortgeführt, und im Glockenstuhl des Südturms schritt die Erneuerung der Schallluken voran. Zudem konnte die Installation der neuen Außenbeleuchtung durch die RheinEnergie AG abgeschlossen werden – seit Ostern 2025 erstrahlt der Dom damit in neuem Licht.
Am Helm des Nordturms begannen die ersten Arbeiten für den Aufbau eines neuen Hängegerüstes an der Nordost-Ecke. In der Glasrestaurierungswerkstatt konzentrierten sich die Maßnahmen auf die Restaurierung der mittelalterlichen Chorobergadenfenster, die Instandsetzung der Fenster in der Engelbertus- und Maternuskapelle sowie auf die Rekonstruktion des Helenafensters aus dem sogenannten Welterzyklus.

Wissenschaftliche Beiträge und Berichte
Den Auftakt der Aufsätze bildet der Werkbericht des stellvertretenden Dombaumeisters Dr. Albert Distelrath über die regelmäßige Reinigung und Pflege der Kunstwerke im Dom. Diese kontinuierlichen Maßnahmen sind entscheidend, um größere Schäden und damit kostspielige Restaurierungen zu vermeiden. 

Mittelalterliche Monumentalmalerei und neue Serie im Domblatt

Es folgt ein Aufsatz des neuen Archivleiters Dr. des. Matthias Deml. Er stellt die bislang unveröffentlichten, aufgrund ihrer enormen Größe schwer zugänglichen Durchzeichnungen der verlorenen mittelalterlichen Monumentalmalerei auf der ehemaligen Chortrennmauer vor. Die Malereien waren bis zu ihrem Abbruch 1862 die mit Abstand größte Wandmalerei im Kölner Dom – mit den Durchzeichnungen hat zumindest ihre Kontur die Zeiten überdauert. Der Beitrag eröffnet eine neue Serie im Domblatt, die bislang unveröffentlichte oder kaum erforschte Objekte aus den Beständen und Sammlungen des Domes und des Dombauarchivs präsentiert. Ein kurzer Überblick über Geschichte und Bestände des Archivs führt in die Reihe ein.

Archäologische Erkenntnisse zur Bodengestaltung im Alten Dom

Die Archäologin Ruth Stinnesbeck M. A. widmet sich in ihrem Beitrag der äußerst kostbaren Bodengestaltung des Alten Domes. Auf Grundlage einer detaillierten Analyse archäologischer Befunde zeigt sie geometrische Besonderheiten auf, die insgesamt Aufschluss geben können über ein liturgisch geprägtes Gestaltungskonzept.

Geschichte des Kölner Dombaus

Zwei weitere Aufsätze befassen sich mit der Geschichte des Kölner Dombaus:

Prof. Dr. Stefan Bürger stellt den im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar erhaltenen Simrock–Boisserée-Nachlass – ein von Johann Christian Ehrmann (1749–1827) und Sulpiz Boisserée (1783–1854) zusammengetragenes bedeutendes Dokumentenkonvolut zum mittelalterlichen Steinmetzhandwerk – vor. Er problematisiert den erst im 19. Jahrhundert geprägten Begriff der „Bauhütte“ zur Beschreibung mittelalterlicher Bauinstitutionen und kann anhand von Dokumenten aus dem Simrock–Boisserée-Nachlass nahelegen, dass der Kölner Dombau im Mittelalter wesentlich stärker mit dem städtischen Handwerk verbunden war als bislang angenommen.

Dr. des. Matthias Deml analysiert den Prozess der Neubegründung der Kölner Dombauhütte zwischen 1822 und 1824 und identifiziert Sulpiz Boisserée als ihren geistigen Gründungsvater. Dieser hat am 5. Februar 1812 erstmals die Idee zur Einrichtung einer „Steinmetzenhütte [am Kölner Dom] zur fortlaufenden Ausbesserung wie in Straßburg, Freiburg, Mailand usw.“ schriftlich formuliert. Sein 1808 angelegtes erstes Aufmaßheft – Auftakt der bauhistorischen Domforschung – schmückt die Titelseite des diesjährigen Domblattes.

Im Anschluss folgt die von Dr. Rolf Lauer am 31. Januar 2025 gehaltene Laudatio auf Klaus Hardering sowie eine vollständige Bibliografie der Veröffentlichungen des scheidenden Archivleiters.

Weitere Beiträge

Die Ausgabe enthält zudem drei kürzere Beiträge:

Jitka Ehlers M. A. stellt einen im Museum für Angewandte Kunst wiederentdeckten Inschriftenstreifen des Dreikönigenschreins vor und setzt ihn in Beziehung zu zwei weiteren Inschriftenstreifen im Museum Schnütgen.
Dr. Johannes Bulitta thematisiert Äußerungen des amerikanischen Philosophen William James über den Kölner Dom.
Tina Weber M. A. zeichnet die Geschichte des Kölner Domverlages nach, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Berichte aus dem vergangenen Jahr

Abschließend enthält das Domblatt – wie in jedem Jahr – die Berichte des ZDV sowie Meldungen zu wichtigen Ereignissen des vergangenen Berichtsjahres. Dazu zählen unter anderem das Gedenken an Papst Franziskus, der Empfang der Kölner Dombauhütte durch die Oberbürgermeisterin, der Abschluss des internationalen Kunstwettbewerbs, die Fertigstellung der neuen Dombeleuchtung sowie die symbolische Übergabe eines von der Kanagawa-Universität in Yokohama gestifteten Wasserspeiers.

Angaben zum Buch
Kölner Domblatt
312 Seiten, 127 Abbildungen, Klappenbroschur, fadengeheftet, 17 x 24 cm 
ISBN 978-3-9827007-3-1
Das Kölner Domblatt ist ab dem 7. Januar zu einem Preis von 30,00 € im Buchhandel oder über den Kölner Domverlag www.koelner-domverlag.de erhältlich. Mitglieder des ZDV erhalten es vorher als Jahresgabe.


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