Startschuss für die kreative Phase

15 Künstlerinnen und Künstler, die zur Teilnahme am Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom eingeladen worden sind, waren gestern bei einem Auftakt-Kolloquium in Köln zu Gast. Einen Tag lang lernten sie den Dom und Mitglieder der Wettbewerbs-Jury kennen und hatten die Gelegenheit, Fragen zu den künstlerischen Erwartungen und zum Ablauf des Verfahrens zu stellen. Auf Bitte der teilnehmenden KünstlerInnen wird die Frist zur Abgabe der ersten Entwürfe verlängert.

24.01.2024Von Markus Frädrich


Zunächst stand für die Künstlerinnen und Künstler eine Führung durch den Kölner Dom auf dem Programm. Mithilfe der Kunsthistorikerin Maria Eicker und des Kunsthistorikers Dr. des Matthias Deml machten sie sich mit der Kölner Kathedrale vertraut, in der auch das neue Kunstwerk zum „christlich-jüdischen Verhältnis heute“ seinen Platz finden soll.

Domführung für die Künstlerinnen und Künstler, die am Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom teilnehmen

Anschließend startete das Auftaktkolloquium im Maternushaus offiziell mit einem Grußwort von Weihbischof Rolf Steinhäuser, Domkapitular und Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln. Er drückte seine Freude über die Zusagen der Künstlerinnen und Künstler aus und hob hervor wie wichtig es sei, an diesem Tag mit allen Beteiligten des Wettbewerbs zusammenzukommen, um die gestellte Aufgabe in den Blick zu nehmen.

Impressionen des Auftakt-Kolloquiums im Maternushaus

Podium zur Genese, zur theologischen Anforderung und zu den Beurteilungskriterien

In einem ersten Podiumsdialog fasste Steinhäuser zunächst die Genese und Vision des Planungswettbewerbs zusammen, bevor er sich mit Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, über Geschichte und Gegenwart des Verhältnisses zwischen Christentum und Judentum austauschte. 

Steinhäuser berichtete, wie sich durch die Beschäftigung mit den antijüdischen Artefakten im Kölner Dom seine Wahrnehmung der Kathedrale verändert habe. Die im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 verabschiedete Erklärung Nostra aetate bilde einen entscheidenden Paradigmenwechsel im christlichen Verhältnis zum Judentum. Vom neuen Kunstwerk für den Dom erhofft er sich, „dass es den Künstlern gelingt, für diesen Paradigmenwechsel einen Ausdruck zu finden“.

Podium mit Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Abraham Lehrer bezeichnete das Vorhaben der Realisierung eines neuen Kunstwerks für den Kölner Dom als „fantastische Idee, zu der man das Domkapitel nur beglückwünschen könne“. Aufgabe des Kunstwerks soll es für ihn sein, „keinen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, sondern vielmehr eine Tür für die Zukunft zu öffnen.“

Dr. Stefan Kraus, Leiter des Kolumba Kunstmuseums des Erzbistums Köln und Jury-Mitglied, erläuterte künstlerische Erwartungen und Beurteilungskriterien der zu erwartenden Arbeiten. Er bezeichnete die erstmals von Prof. Dr. Reinhard Hoeps im Kölner Domblatt 2008 formulierte Idee, auf die Bilder im Dom mit Kunst zu reagieren, als „richtigen Weg“: „Der Anspruch, in der Kölner Kathedrale mit Kunst ein Zeichen zu setzen, ist sehr hoch und besitzt eine große Strahlkraft - zumindest in Europa aber auch darüber hinaus.“

Podium zum Ablauf des Wettbewerbs und seinen Rahmenbedingungen

Im zweiten Podiumsdialog konnten sich die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler über den Ablauf und die Rahmenbedingungen des Kunstwettbewerbs informieren. Simon Hubacher vom verfahrensbegleitenden Kölner Büro neubig hubacher Architekten und Stadtplaner erläuterte die verschiedenen Phasen des kooperativen Dialogverfahrens, als das der Wettbewerb angelegt ist. Dombaumeister Peter Füssenich und Kölns Stadtkonservator Dr. Thomas Werner erläuterten die Anforderungen zur künstlerischen Bespielung des Domes, die seiner Eigenschaft als Sakralraum und den Auflagen des Denkmalschutzes Rechnung tragen müssen.

Dombaumeister Peter Füssenich betonte noch einmal, dass man ganz bewusst den Künstlern weder zum Ort noch zu den künstlerischen Mitteln oder zur Form enge Grenzen gesetzt habe. Wunsch sei es allerdings, den Kölner Dom um ein dauerhaftes Werk zu bereichern: „Der Dom ist ein lebendiges Bauwerk, das niemals fertig wird. Es ist notwendig, dass jede Generation sich mit ihm auseinandersetzt und ihm etwas hinzufügen darf.“

Verschiebung des Abgabefrist auf August 2024

In der jeweils an die Podien anschließenden Diskussion mit den Kunstschaffenden wurde deutlich, dass der bisher gesetzte Abgabetermin für die ersten Entwürfe (der 20. März 2024) von vielen als zu knapp empfunden wurde. Da die Veranstaltung als Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern gedacht war, wurde der Wunsch vom Auslober des Wettbewerbs nach kurzer interner Abstimmung angenommen.  

Weihbischof Rolf Steinhäuser, Domkapitular und Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln

„Im Sinne eines Dialogs auf Augenhöhe entsprechen wir dem Wunsch der Kunstschaffenden, ihnen mehr Zeit für die Ausarbeitung ihrer ersten Ideen einzuräumen“, so Weihbischof Rolf Steinhäuser. „Wir schaffen dadurch verbesserte Wettbewerbsbedingungen, die von allen mitgetragen werden.“

Die Künstlerinnen und Künstlerinnen haben nun bis zum Mitte August 2024 Zeit, ihre Ideen auszuarbeiten. Nach Sichtung und Diskussion der eingegangenen Konzepte kürt dann die Jury vier Finalistinnen und Finalisten, die in einer Vertiefungsphase um Detailplanungen ihrer Entwürfe gebeten werden. Anschließend wird das als Siegerentwurf prämierte Kunstprojekt gemeinsam mit allen anderen Entwürfen der Öffentlichkeit vorgestellt. Durch die Veränderung der Abgabefrist verschiebt sich der ursprünglich für Herbst 2024 avisierte Abschluss des Wettbewerbes ins Jahr 2025.

Weiterführende Informationen

Auf unserer Themen-Webseite finden Sie – neben Hintergrundinformationen zum Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom – den aktuellen Stand der Auslobung des Wettbewerbs und die Namen der teilnehmenden Kunstschaffenden. 


KulturstiftungDombau Verein